Nein es handelt sich um kein Strassenrennen, es sind radfahrende Holländer. Damit sind wir beim ersten Punkt: Holländer bremsen nur sehr ungern. Was für Fussgänger bedeutet, einfach weitergehen, nicht schneller und nicht langsamer, sich ducken oder zur Seite springen kann gefährlich enden. Der Holländer taxiert den Fussgeher gekonnt und umradelt ihn, wie wenn der Teufel hinter ihm her wäre.
Radfahren in Holland, bloss nicht bremsen!
Der Grund ist verständlich. Holländische Fahrräder, Fiets, verfügen häufig nur über eine Rücktrittsbremse und keine Gänge. Der erreicht Schwung wird mit allen Mitteln aufrecht erhalten.
Wie finden sie ihre Fahrräder wieder?
Diese Frage kostet einem Holländer nur ein müdes Lächeln. Man muss sich merken wo es steht und hoffen, dass es noch da ist. Gefahren wird mit allem was zwei Räder hat, und so lange wie es nur geht. Was zur Folge hat, dass die Vielzahl der vorhandenen Fahrradtypen enorm ist. Fahrrad-Secondhand Läden sind wahre Fundgruben. Ab 50 Euro ist man dabei. Mieträder sind ab 10-15 Euro pro Tag zu haben.
Wer in Amsterdam aus dem Bahnhof kommt und rechts schaut: Fahrräder so weit das Auge reicht im eigenen Fahrradparkhaus, für 18.000 Fahrräder. Das reicht aber nicht. Rundum auch alles voll mit Drahteseln. Amsterdam ist eine der Radfahrer freundlichsten Städte der Welt. Das Radnetz ist gigantisch, an die 400 km offiziell, der Rest der Stadt gehört aber auch den Radfahrern.
Radfahren in Holland heisst fahren ohne Helm.
Angstfrei und bestimmt, immer das Ziel vor Augen, das Wetter ignorierend. Es scheint, als kenne der Holländer weder Nässe noch Kälte. Sorry lieber VeloPlus, aber in Holland geht das ganze ohne hochmoderne Funktionskleidung und neuestem Radmodell. Radfahren ist hier keine Ideologie, sondern einfach Alltag. Babys festgeschnallt in irgendwelchen Konstrukten, sobald selber gefahren werden kann, strampelt der Nachwuchs brav selber. Die Oma im Schlepptau. Der Hund im Korb, Einkäufe am Rücken oder in Kartons unter dem Arm. Es wird geredet, gesungen, gestritten, geschimpft, telefoniert, geraucht – Radfahren ist eine der schönsten Nebensachen im Leben eines Holländers.
Mit Billy nach Hause.
Sogar Ikea bietet eigene Leihräder, sogenannte Bakfiets. Bakfiets sind Räder die an der Vorderseite ein geräumige Kiste montiert haben, um Einkäufe, Kinder, Hunde oder eben Billy und Co zu transportieren. Parkplätze sind in Holland rar und sehr teuer. Da auch noch alles flach ist, sind das die besten Voraussetzungen für den Drahtesel.
Wer Vorrang hat war mir unergründlich. Der Bus bleibt stehen, die Radfahrer fahren, das ist so in etwa der Alltag. Wer ein Rad mieten will sagt: Ik wil een fiets huren. Wer sich lieber zu Fuss fortbewegt: bitte einfach NIE am Radweg gehen, wenn es bimmelt und klingelt sofort zur Seite springen.
Viel Spass beim Radfahren in Holland!
Hotel Tipp Amsterdam:
Ich bin im Hotel Max Brown abgestiegen. Super zentral, nur 10 Minuten zu Fuss vom Hautbahnhof entfernt. Das Hotel befindet sich in einem alten Grachtenhaus direkt an der Herrengracht, deshalb sind die Zimmer wirklich klein und die Treppe echt steil. Wenn ich schreibe klein, dann meine ich wirklich klein. Wem das nicht stört: Das Personal ist super freundlich und hilfsbereit. Alles sehr sauber und die Koffer kann man bei Ankunft und Abfahrt dort deponiert. Das ist ein grosser Vorteil, da die Locker am Bahnhof oft besetzt sind. Danke an die Crew für Eure Freundlichkeit und Gastfreundschaft. Frühstück wird im Preis offeriert.