Alicia Lafranchi ist Schweizerin und tanzt. Eine Bernerin in New York. Nun fragt Ihr Euch: was hast das mit mir zu tun? Einiges, denn es geht um unsere Träume. Um Deine und meine Träume.
Viele von uns träumen von Dingen, die sie nie tun werden. Verschieben ihre Wünsche auf später. In meinem Jahrgang war das mit den Wüschen erfüllen nicht ganz so einfach. Jeder von uns hatte damals Träume für sein Leben, seine Zukunft. Ich persönlich empfand es schon als grosse Freiheit, mit dem Interrailticket per Zug bis Athen zu fahren, sechsunddreissig Stunden, kein Schlafwagen. Das Geld war knapp und die Verwirklichung begrenzt. Ich habe studiert, mit Jobs nebenbei Geld verdient, als ich dann nach der Uni den ersten richtigen Job hatte, wäre es mir nie eingefallen, den für eine Weltreise aufzugeben.
Alicia Lafranchi tanzt in New York in die Zukunft
Ich beobachte die junge Generation aufmerksam. Ein wenig beneide ich sie. Weil sie sich vom Leben das nehmen, was sie möchten. Sie gehen ihren Weg, die Möglichkeiten sind heute grösser. Der finanzielle und gesellschaftliche Druck weniger gross. Recht habt ihr liebe Generation Me.
Meine Grosseltern lebten um zu arbeiten. Meine Generation war ausgerichtet zu arbeiten um gut zu Leben. Die Generation Y oder Millenials leben beim Arbeiten. Sie arbeiten nicht mehr für den Arbeitgeber, sondern mit ihm. Sie gehen ihren Weg. Sie planen, sparen, optimieren, verzichten, verlassen gute Jobs der Freiheit willen.
Den Träumen entgegen tanzen
Alicia Lafranchi ist ein Beispiel dafür – in Bern aufgewachsen und seit ihrer Kindheit fasziniert von Tanz und Musik. Als Teenager tanzt sie Hip-Hop, Jazz, Modern, Contemporary und Ballett. Im Rahmen eines sechs monatigen Aufenthalts in Ecuador begann sie sich intensiv mit dem Afro-Latin Funk Tanz auseinanderzusetzten. Nach ihrer Ausbildung im Tourismus Management begab sie sich auf grosse Tanzreise. New York war nur einen Monat geplant, danach Kolumbien, Kuba und Argentinien, das sollte ihre neue Heimat werden.
In New York besuchte Alicia die Stunden bei Frankie Martinez. Er ist DER Initiator von Afro-Latin-Funk. Was das genau ist? Afro-Latin-Funk ist ein Konzept, kein Tanzstyle. Afro-Latin-Funk erlaubt dem Tänzer ein breites Spektrum an künstlerischem Ausdruck.
Ich hatte vor meiner Reise noch nie von Afro-Latin-Funk gehört, ein Monat war zu kurz, um diesen Stile zu verstehen. Plötzlich war mir klar: ich muss bleiben, um heraus zu finden was es genau Afro-Latin-Funk ist, fasst es Alicia Lafranchi zusammen.
Heute lebt Alicia Lafranchi ihren Traum in New York. Ein bisschen sehe ich mich auch als ewige Studentin, sagt sie. Neben dem täglichen Afro-Latin-Funk Training choreografiert sie eigene Stücke und ist involviert in Projekte in New York und in ihrer Heimat Schweiz. Tanz ist wichtig für mich, weil er mich zwingt sich mit mir auseinander zu setzen und mich zur selben Zeit befreit.
Ich frage nach, was sie antreibet: Was mich antreibt ist der Drang zu lernen und zu wachsen und heraus zu finden wie weit ich in diesem Leben gehen kann.
Alicia beschreibt sich so: Ich bin Schweizer Globetrotter und meine grosse Liebe ist der Tanz. Wenn ich tanze erscheine ich nach aussen als extrovertierte Persönlichkeit, aber in Wahrheit bin ich introvertiert.
In zehn Jahren wäre ich gerne soweit, dass ich voll und ganz in der Gegenwart lebe. Und darüber lache, was für ein verrücktes Huhn ich war. Das schwierigste am Auswandern war, weit weg zu gehen von meinen Liebsten.
Wo sind unsere Träume geblieben?
Ich möchte meinen Traum weiterleben, sagt Alicia klar und deutlich. Tu das liebe Alicia, antworte ich doch ein wenig neidvoll. Ich wünsche dir ganz viel Glück. Und ich grabe dank Dir auch den einen oder anderen Traum wieder aus. Ich möchte zum Beispiel Island auf dem Rücken eines Pferdes erkunden, dann möchte ich gerne ein halbes Jahr in einer anderen Stadt leben. Manchmal denke ich auch, es wäre schön noch Klavier zu lernen. Ein paar Monate in Israel einem Kibbutz zu leben, es gibt sie noch die Träume. Wie ist das bei Euch?
Toi, Toi, Toi …. Alicia Lafranchi!
Freude herrscht! Danke für diesen fantastischen Bericht! Herzlichst Sylvia Lafranchi
Liebe Elisabeth Giovanoli, ich finde es toll, das Alicia ihren Traum lebt, und es ist auch gut so. Trotzdem gibt es etwas, das mich bei Beiträgen, die ‚den Traum leben‘ begeistert beschreiben, stört. Niemand spricht darüber, wie es denn eigentlich möglich ist, diesen zu leben und dabei seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Tatsache ist: entweder hat man bereits ein genügend grosses finanzielles Polster und kann sich den Traum leisten oder dann ist irgendwann mal aus mit dem Traum. So einfach ist das nämlich nicht, einfach zu tun, was man WIRKLICH tun will.
Liebe Viviana – ich verstehe gut was Du meinst. Ich selber komme aus einer Generation, wo das genau so war. Ohne Unterstützung, sei es von der Familie, von Freunden, einem Mentor und finanziell, platzen Träume wie Seifenblasen. Ich habe den Eindruck, dass gerade in der heutigen Zeit sich viele Möglichkeiten auftun, seine Träume zu verfolgen. Stipendien, Wettbewerbe. Alicia hat ihre Heimat verlassen, ihre Familie und Freunde, das finde ich mutig. Es ist nicht immer nur das Geld, es ist der Mut. Ich würde mich freuen, wenn Alicia dir ihre Leben dort kurz beschreibt und wie das möglich ist. Liebe Grüsse und Toi Toi Toi für Deine Träume. Ich leite Deinen Kommentar an sie weiter.